Dermatologie

Dermatologie

Fell-, Haar-, Haut-, Krallen und Ohrveränderungen gehören in das Fachgebiet der Dermatologie.
Obwohl Hauterkrankungen sehr verbreitet sind, bereiten sie große Probleme in der Diagnostik, da sehr unterschiedliche Krankheitsursachen zu fast identischen Hautveränderungen bei den Tieren führen können.
Um Hauterkrankungen langfristig zu heilen, ist deshalb eine Ursachenfindung für die Probleme unerlässlich.
Ein umfassendes, eigenes Labor ermöglicht viele Blut- und Hautuntersuchungen zeitnah zu untersuchen.

Untersuchungsmethoden

Anamnese/Krankengeschichte

Ein von Ihnen abgegebener ausführlicher und möglichst genauer Vorbericht ist die erste Grundlage für die Diagnose.
Wenn möglich drucken Sie sich bitte den Fragebogen bei Hauterkrankungen aus und bringen Sie ihn so gut wie möglich ausgefüllt zur Erstvorstellung mit oder faxen oder mailen ihn vorab.
Vermeiden Sie Doppeluntersuchungen, indem Sie sich von anderen Tierärzten durchgeführte Untersuchungsergebnisse geben lassen.

Nachweis oberflächlicher Ektoparasiten

Suche nach Flöhen, Flohkot, Haarlingen, Läusen oder Zecken.

Hautgeschabsel

Entnahme von oberflächlichen und tiefen Hautgeschabseln zum Nachweis von Milben (Demodexmilbe, Sarcoptesmilbe, Cheyletiellen) bei Hunden, Katzen und auch Heimtieren.

Zytologien

Abklatschpräperate mit einem Objektträger oder Tesafilmpräparate werden gefärbt und geben Hinweise über Hautinfektionen mit Bakterien oder Hefen.
Bestimmte Zellen geben Hinweise auf Autoimmunerkrankungen der Haut.
Im Tesafilmpräparat von Hautschuppen lassen sich sehr gut oberflächlich lebende Milben (Cheyletiellen, wandernde Schuppen) nachweisen.

Ohrsekretuntersuchungen

Mikroskopische Untersuchungen auf Milben oder gefärbte Ausstriche auf Bakterien und Hefen.

Trichogramme

Haaruntersuchungen von vorsichtig herusgezogenen Haaren.
Mikroskopisch ungefärbt können Ektoparasiteneier, Demodexmilben, Larven, Cheyletiellen, oder Pilzsporen nachgewiesen werden.
Besonders eignet sich ein Trichogramm zur Unterscheidung vom Haarausfall oder selbsttraumatisch abgekauten Haaren.
Andere Erkrankungen, wie Farbmutantenalopezie oder Hormonstörungen weisen im Haarschaft oder an der Haarwurzel spezifische Merkmale auf.

Wood'sche Lampe

Das ultraviolette Licht der Wood'schen Lampe kann in 60 % der Fälle im Dunkeln eine grünliche Fluoreszens von Microsporum canis, dem häufigsten Hautpilz von Hund und Katze, nachweisen.

Pilzkultur

Entnahme von Haaren und Schuppen zur Bebrütung auf einer Kultur und anschließende mikroskopische Bestimmung der Pilzarten.
Bei verdächtigen, aber nicht sichtbar erkrankten Tieren (meist Katzen) können die Trägertiere durch die McKenzie-Methode identifiziert werden.
Das Fell wird mit einer sterilen Zahnbürste durchkämmt, um dann eine Pilzkultur anzulegen.
Die Kultur muss täglich, bis zu vier Wochen lang begutachtet werden, um ein pathogenes Pilzwachstum rechtzeitig zu erkennen, bevor Schimmelpilze das Wachstum überwuchert haben.
Eine schnellere, aber nicht ganz 100%ige Methode ist die PCR-Untersuchung der Haare in einem Fremdlabor.

Aspirationszytologien/Feinnadeluntersuchungen/Tumoruntersuchungen

Mikroskopische Zelluntersuchungen von Schwellungen oder Knoten der Haut zur Unterscheidung von entzündlichen und neoplastischen (tumorösen) Ursachen.
Beim Vorliegen von Hauttumoren, geben uns meist die gefärbten Ausstriche Hinweise über die Tumorart bzw die Gut-, oder Bösartigkeit der Tumore.
Diese Einschätzung ist wiederum sehr wichtig für einen geplanten, chirurgischen Eingriff.

Bakterienkulturen

Anzüchtung, Bestimmung von Bakterien mit Antibiogramm zur gezielten antibiotischen Therapie.

Hautbiopsien

Meist in Lokalanästhesie herausgestanzte Hautproben, die zur pathologisch-histologischen Untersuchung an einen speziellen Veterinärpathologen weitergesandt werden.
Biopsien sind besonders wichtig für komplexere Erkrankungen, wie Autoimmunerkrankungen, Hormonerkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, Reiseerkrankungen, angeborene/genetische Hauterkrankungen oder Haarausfälle, Sebadenitis, Haarfollikel-, Haarwurzelerkrankungen und neoplastische Erkrankungen (Tumore).

Blutuntersuchungen

Diese sind unverzichtbar zum Nachweis von inneren Erkrankungen, wie zum Beispiel Hormonstörungen (Hypothyreose, Morbus Cushing, Hyperöstogenismus, Sertolizelltumor (Hodentumor), Hepatocutanes Syndrom). Auch bei Verdacht auf Reiserkrankungen, wie die Leishmaniose, ist eine Blutuntersuchung vorzunehmen.
Besteht eine Sarcoptesräude bereits mehrere Wochen, kann ein AK-Titer im Blut Klarheit bringen.
Einige spezielle Funktionstests zum Nachweis von hormonellen Erkrankungen und Gentests für erbliche Hautveränderungen werden in ein anderes Labor gesandt.
Gentests werden zunehmend weiter erforscht und können bereits bei jungen Welpen durchgeführt werden.
Zur Zeit lassen sich folgende erbliche Erkrankungen nachweisen:

  • Hereditäre nasale Hyperkeratose des Labrador Retrievers
  • digitale Hyperkeratose des Irish Terriers und des Kromfohrländers
  • Ichthyose des Golden Retrievers
  • Farbmutantenalopezie verschiedener Hunde- und Katzenrassen
  • Skin Fragility Syndrom beim Chesapeake Bay Retriever
  • Junctional Epidermolysis Bullosa bei der EKH Katze
  • Dry Curly Coat Syndrom beim Cavalier King Charles Spaniel
  • Musladin-Lueke Syndrom des Beagles
  • Zwergwuchs vom DSH, Saarloos Wolfshund und tschechischen Wolfshund

Allergieteste

In-vitro-Bluttests zum Nachweis einer Pollen-, Schimmelpilz-, Haustaub- und Vorratsmilbenallergie.
Der Vorbericht, die klinischen Symptome und das Testergebnis ermöglichen die Diagnose einer Allergie.
Da meist die Allergene nicht vermeidbar sind, ist eine individuell auf das Tier abgestimmte allergen-spezifische Immuntherapie/Desensibilisierung die einzige Therapie, die die Grundursache beeinflusst.
Medikamentöse Behandlungen wirken nur vorrübergehend, sind aber durchaus in einigen Fällen sinnvoll.

Abklärung von Futtermittelallergien

Da leider die In-vitro-Bluttests ein mangelndes Resultat erzielen, werden wir bei Verdacht auf eine Futtermittelallergie eine individuell abgestimmte Diät zum selber kochen oder ein Diätfutter auf der Basis von hydrolysierten Proteinen empfehlen.
Diese Diät muss ca 8-10 Wochen konsequent durchgehalten werden, dann werden andere Futtermittel in kleinen Schritten erprobt oder Provokationsdiäten verabreicht.

Gehörgangsuntersuchungen/Otoskopien/Video-Otoskop

Chronische Gehörgangsentzündungen gehen häufig mit einer Allergie einher, sie können mit Hauterkrankungen und Analdrüsenerkrankungen vergesellschaftet sein oder sogar als alleiniges Allergiesymptom zu Tage treten.
Natürlich gibt es auch andere infektiös- oder fremdkörperbedingte Erkrankungen des äußeren Gehörganges oder des Mittelohres.
Mittels Handotoskop kann zunächst der Schweregrad einer Ohrerkrankung grob eingeschätzt werden.
Ist die Otitis allerdings chronisch, bestehen starke Schmerzen oder der Verdacht auf ein Trommelfelldefekt oder eine Mittelohrentzündung, sollte die weitere Diagnostik in Narkose/Sedation erfolgen.
Mit einem Video-Otoskop kann der Gehörgang stark vergrößert und durch die Lichtquelle besser zugänglich gemacht werden.
So können Fremdkörper, Tumore oder Polypen gesichtet und entfernt werden.
In einigen Fällen ist es nötig, eine Myringotomie (Eröffnung des Mittelohres durch das Trommelfell) durchzuführen, um Fremdkörper oder Gewebeproben zu entnehmen oder Sekret abzuziehen.

Analdrüsenuntersuchung

Normalerweise markieren Hunde oder Katzen mit kleinen Tröpfchen ihres Analsekretes ihren Kot.
Leiden die Tiere längere Zeit unter Durchfall, kann sich das Sekret im Analbeutel stauen, pastös oder hart werden und dadurch einen Juckreiz in der Analregion, den Flanken, dem Rutenansatz oder den Innenschenkeln hervorrufen.
Zeigen Hunde mit normalem Kotabsatz jedoch Analdrüsenprobleme, müssen diese Tiere dermatologisch abgeklärt werden, da Allergiker zu einem hohen Prozentsatz Analdrüsenprobleme aufweisen.

Ansteckungsgefahr/Zoonose/auf den Menschen übertragbare Erkrankungen mit Hautsymptomen

Zum Glück sind nicht viele Hauterkrankungen von unseren Haustieren auf uns Menschen übertragbar.
Wird eine Zoonose diagnostiziert werden wir Sie ausführlich bezüglich der Gefahren und Prophylaxe der jeweiligen Erkrankung beraten.

Flöhe

Der häufigste Floh ist der Katzenfloh, der nicht sehr wählerisch ist. Er ist auch bei Hunden und Heimtieren zu finden.
Alle Floharten belästigen gerne den Menschen, wenn nicht genug Vierbeiner zur Verfügung stehen.
Sie übertragen in unseren Breiten keine Krankheiten beim Stechen des Menschen, sondern erzeugen nur juckende Papeln, besonders an den Armen und Beinen.

Cheyletiellose

Diese oberflächlich lebende Raubmilbe ernährt sich von den Schuppen von Hund, Katze und Kaninchen und wird häufig bei engem Kontakt auf den Menschen übertragen.
Es können stark juckende Papeln entstehen, die wieder von alleine abheilen, wenn das Tier erfolgreich behandelt wurde.

Sarcoptesräude/Pseudoscabies des Menschen

Grabmilben sind Auslöser für die Scabies bei Hunden, Meerschweinchen, Ratten und Hamstern.
Obwohl die menschliche Krätze durch einen anderen Milbenstamm hervorgerufen wird, erkranken fast immer einige Familienmitglieder durch die Sarcoptesmilben der Haustiere mit extremen juckenden, papulösen Hautentzündungen.

Tropische Rattenmilbe/Ornithonyssus bacoti

Diese Saugmilbe ist ein typischer Parasit von Nagern, hauptsächlich Ratten, der jedoch auch auf Kaninchen, Meerschweinchen und den Menschen übergehen und juckende, petechiale Hautveränderungen hervorrufen kann.
Die Bekämpfung wird erschwert durch den Umstand, dass die vollgesogenen Saugmilben sich in Ritzen und Nischen, besonders im Holz zurückziehen und dort ohne Tierkontakt mehrere Monate überleben können.

Hautpilze/Microsporie und Trichophytie

Pilzerkrankungen von Hunden, Katzen und Heimtieren sind immer potentiell ansteckend.
Es scheinen einige Menschen empfindlicher zu sein als andere, aber es muss eine sehr gute Hygiene eingehalten werden.
Erkrankte Menschen müssen auch immer behandelt werden.
Die Sporen der Pilze überleben monatelang in den Wohnungen.

Pyodermien

Bisher wurde angenommen, dass bakterielle Hauterkrankungen selten auf den Menschen übertragen werden.
Besonders die Staphylokokken (St.aureus beim Menschen und St. pseudointermedius beim Hund) sind recht wirtsspezifisch.
Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass bei Menschen mit Hautinfektionen zunehmend auch St. pseudintermedius isoliert wird.
Ein besonders schwerwiegendes Problem stellen die MRSA (multiresistenten Keime) dar, die vom Tier auf dem Menschen und umgekehrt übertragen werden können, wobei viele Menschen/Tiere nur Träger sind, also nicht klinisch erkranken.
Gefährdet sind besonders Neugeborene, immungeschwächte Menschen oder solche mit Transplantationen, Implantaten oder offenen Wunden.

Kuhpocken

Der Erreger dieser pockenartigen Hautveränderungen ist ein Orthopoxvirus, das ursprünglich bei Rindern zu finden war.
Mittlerweile sind auch Erkrankungen von Hunden, Katzen und Hausratten dokumentiert, welche nachweislich ihre Besitzer angesteckt haben.
Kinder und immunsupremierte Menschen sind anfälliger.
Wir haben ein gehäuftes Auftreten im Herbst beobachtet.